Friedrich III. - Kaiserresidenz Wiener Neustadt
Niederösterreichische Landesausstellung 1966
Friedrich III. - Kaiserresidenz Wiener Neustadt
Niederösterreichische Landesausstellung 1966Wiener Neustadt, St. Peter an der Sperr
28. Mai bis 30. Oktober 1966
85.000 Besucherinnen und Besucher
Wissenschaftliche Leitung:
Rupert Feuchtmüller
Gestaltung:
Wilhelm Zotti
Graphische Gestaltung:
Irmgard Grillmayer
„Austria est imperii cor et clipeus“ („Österreich ist des Reiches Herz und Schild“) – dieser Ausspruch Rudolfs des Stifters war ein Bekenntnis zu Österreichs über seine Grenzen hinaus in den europäischen Raum hineinreichenden Verankerungen und Verpflichtungen. Das gleiche Bekenntnis kleidete Friedrich III. in sein Symbol „AEIOU“ und ließ es in dieser Form unzählige Male in Steintafeln und über Torbögen meißeln.
„Kaiser Friedrich III. zählt auch heute noch zu den umstrittensten und rätselhaftesten Herrscherpersönlichkeiten der österreichischen Geschichte“, meinte die Kunsthistorikerin Hanna Dornig-Eger. Seine Regierung fiel in eine Übergangsepoche, in eine Zeit, da mittelalterliche Traditionen neben Ideen standen, die einer heraufbrechenden neuen Zeit zugehörten. Vom Monarchen wurde gefordert und erwartet, dass er beides in sich vereine.
Landeshauptmann Eduard Hartmann sah in Friedrich III. einen Herrscher, der eine wichtige Rolle in der Geschichte Niederösterreichs einnahm: „Er war es, der dem großen Konzept Rudolf des Stifters, das im Privilegium majus festgelegt worden war, die reichsrechtliche Anerkennung gab und Österreich den Weg zur Eigenstaatlichkeit wies. Er erreichte die Erhebung von Wien und Wiener Neustadt zu Bistümern und erbat vom Papst die Heiligsprechung des niederösterreichischen Landespatrons St. Leopold.“
Alphons Lhotsky, Vorsitzender des wissenschaftlichen Mitarbeiterstabes dieser Landesausstellung, charakterisierte Friedrich III. so: „Dieser rätselhafte Mann war eine der glanzlosesten Erscheinungen in der Geschichte mittelalterlicher Herrscher, die sich des Titels imperator Romanorum rühmen durften. Schon den Zeitgenossen oft unverständlich und daher mißdeutet, verbrachte er sein langes Leben in gutenteils selbstverschuldeter Isolierung. […] Als der im Grunde belanglose Vater eines interessanten Sohnes lebt er in Lehr- und Handbüchern fort – ein wunderliches, aber im Grunde ungerechtes Los.“ Dass dieses Los unverdient sei, solle die Landesausstellung beweisen, meinte Lhotsky.
Wiener Neustadt war die im Zweiten Weltkrieg am schwersten zerstörte Stadt Österreichs. Nach und nach wurden die historischen Gebäude restauriert, wie zum Beispiel die ehemalige Burg, die Georgs-Kirche, die gotischen Arkaden und die Mariensäule auf dem Hauptplatz, die „Spinnerin am Kreuz“ sowie der Reckturm. Schauplatz der Landesausstellung 1966 war das ehemalige Dominikanerkloster St. Peter an der Sperr: „Es ist gut, sich heute daran zu erinnern, daß nicht viel gefehlt hätte und diese bedeutende Kirchenruine wäre ein Opfer der Spitzhacke geworden“, so Ausstellungsleiter Rupert Feuchtmüller.
Die Schau über Friedrich III. war ein Versuch des Landes Niederösterreich, nach den bisherigen Epochen- und monographischen Landesausstellungen zum ersten Mal Geschichte und Kunst am Leben einer Herrscherpersönlichkeit darzustellen.