Der heilige Leopold - Landesfürst und Staatssymbol
Niederösterreichische Landesausstellung 1985
Der heilige Leopold - Landesfürst und Staatssymbol
Niederösterreichische Landesausstellung 1985Stift Klosterneuburg
30. März bis 3. November 1985
329.767 Besucherinnen und Besucher
Wissenschaftliche Ausstellungsleitung:
Floridus Röhrig
Ausstellungsgestaltung:
Ferdinand Zörrer
Irmgard Grillmayer
Am 6. Jänner 1485 wurde Markgraf Leopold III. von Österreich heiliggesprochen. Der Heiligsprechungsprozess war keineswegs – wie schon damals geargwöhnt wurde und bis heute manchmal vermutet wird – aus politischen Gründen begonnen worden, um das Ansehen Österreichs zu fördern. Die Verehrung des frommen Markgrafen hatte schon bald nach seinem Tod eingesetzt, und erst viel später wurde sie von den Landesfürsten offiziell gefördert.
Zwei Eigenschaften waren es, die Markgraf Leopold III. schon in den Augen seiner Zeitgenossen vor allen anderen Fürsten auszeichneten und im Volk den Ruf seiner Heiligkeit begründeten: seine Friedenspolitik und seine soziale Einstellung. Er verwendete einen großen Teil seines Vermögens für kirchliche Zwecke, mit denen soziale Aufgaben verbunden waren: Das 1114 gegründete Kollegiatstift Klosterneuburg hatte ein großes Pilgerhospiz zu erhalten, und das ab 1133 bestehende Zisterzienserkloster Heiligenkreuz sollte als landwirtschaftlicher Musterbetrieb die Aufschließung des südlichen Wienerwaldes vorantreiben.
Die Ausstellung 1985 war einer einzigen Persönlichkeit gewidmet: Markgraf Leopold III., sie „unterscheidet sich von anderen Landesausstellungen dadurch, daß diese Persönlichkeit nicht bloß im Zusammenhang mit ihrer Zeit präsentiert wird, sondern in ihrer Jahrhunderte übergreifenden Wirksamkeit. Leopold III. ist eben nicht nur eine historische Figur, sondern als Landespatron auch lebendige, wirksame Gegenwart“, erläuterte Floridus Röhrig, wissenschaftlicher Leiter der Ausstellung und im Stift Klosterneuburg für Archiv und Bibliothek zuständig.
Dieser doppelten Bedeutung Leopolds entsprach auch die Gliederung der Ausstellung in zwei Teile. Der erste war der historische, der mit „Wer war der heilige Leopold?“ umschrieben wurde. Dieser Teil der Ausstellung war im mittelalterlichen Klosterbau untergebracht. Der zweite Teil – „Was bedeutet der heilige Leopold für Österreich?“ – war räumlich getrennt im barocken Kaisertrakt: „Das gigantische Projekt dieses Gebäudes sollte eine Verherrlichung des hl. Leopold sein, eine Selbstdarstellung der Glorie des Hauses Österreich am Grabe des Landespatrons“, formulierte Floridus Röhrig.
Der heilige Leopold sei auch für die heutige Zeit von großer Aktualität und Bedeutung, meinte Landeshauptmann Siegfried Ludwig: „Volksverbundenheit, Weitblick, Redlichkeit, ein ausgeprägtes soziales Gerechtigkeitsgefühl und ein ebenso ausgeprägter Familiensinn – das sind zeitlos aktuelle positive Eigenschaften und somit auch für das Land und gerade für die Politik in der heutigen Zeit von höchster Gültigkeit.“
Auch Gebhard Koberger, der Propst des Stifts Klosterneuburg, spannte den Bogen aus dem Jahr 1485 ins Heute: „Wir müssen über die Person, die dargestellt wird, und über ihr Wirken nachdenken. So glaube ich, daß die Darstellung eines heiligen Politikers – wie sie diese Ausstellung zeigt – uns sehr nachdenklich werden läßt. Was wir brauchen, sind Politiker, die aus innerer Überzeugung handeln; Politiker, die durch ihre starke Persönlichkeit Vertrauen erwecken; Politiker, die durch klare Entscheidungen uns führen können. So kann die Darstellung des Handelns und Wirkens des hl. Leopold uns viel geben.“