Prinz Eugen und das barocke Österreich
Niederösterreichische Landesausstellung 1986
Prinz Eugen und das barocke Österreich
Niederösterreichische Landesausstellung 1986Schlosshof
Schloss Niederweiden
22. April bis 26. Oktober 1986
375.652 Besucherinnen und Besucher
Wissenschaftliche Ausstellungsleitung:
Karl Gutkas
Ausstellungsgestaltung:
Ferdinand Zörrer
Irmgard Grillmayer
Zum ersten Mal war das Bundesland Niederösterreich nicht alleiniger Veranstalter einer Landesausstellung, sondern die Prinz-Eugen-Ausstellung des Jahres 1986 wurde gemeinsam mit der Republik Österreich – vertreten durch das Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung – gestaltet.
Der Grund war, dass nach langen Jahren des Brachliegens das Marchfeldschloss Niederweiden instand gesetzt wurde und auch genützt werden sollte. Ebenso gelang es im Zuge der Ausstellungsvorbereitung die Renovierung eines Teiles von Schlosshof (die Schreibweise wurde erst Jahre später in Schloss Hof geändert) einzuleiten und so dieses mächtige und prunkvolle Gebäude an der östlichen Landesgrenze zu revitalisieren. Beide Schlösser hatten Prinz Eugen gehört – 1986 waren beide im Besitz der Republik Österreich –, und so schien es auch naheliegend, sie als Schauplätze für eine Gedächtnisausstellung anlässlich des 250. Todestages zu verwenden.
„Diese Ausstellung soll in erster Linie versuchen, das Bild des Prinzen Eugen neu zu präsentieren. Dies ist auf wissenschaftlichem Gebiet relativ leicht, weil in den letzten Jahrzehnten viele wertvolle Vorarbeiten publiziert wurden“, erklärte Ausstellungsleiter Karl Gutkas in seinem Katalogbeitrag das Konzept. Es sei aber notwendig, immer wieder Prinz Eugen und seine Zeit neu zu deuten. Seine Aufgabe und die seines Mitarbeiterstabes sei es daher gewesen, das museale Bild des Prinzen Eugen und der Zeit, in der er lebte, zu ergänzen und zu erweitern.
Es wurden bisher unbekannte Bildquellen erschlossen und als verschollen geltende Dokumente wieder ausfindig gemacht, so Gutkas: „Die gegenseitige Ergänzung von schriftlichen Quellen und Realien ermöglicht aber ein völlig neues historisches Bild. Gleichzeitig wurde auch versucht, die Funktion des Prinzen als Bauherr oder sein menschliches Verhalten neu zu überdenken.“
Prinz Eugen war einer der bedeutendsten Mäzene seiner Zeit. Mit dem Marchfeld hatte er drei Anknüpfungspunkte: Die Herrschaft Obersiebenbrunn bekam er von Kaiser Karl VI. als Geschenk. Er kaufte Schloss Niederweiden, das Johann Bernhard Fischer von Erlach für den Fürsten Starhemberg erbaut hatte und ließ Schlosshof von Johann Lucas von Hildebrandt großzügig neu gestalten.
Prinz Eugen zählt zu den bekanntesten Persönlichkeiten der österreichischen Geschichte. „Als Feldherr und Staatsmann ist er mit dem Schicksal Österreichs auf das engste verbunden, als Bauherr, Kunstfreund, Mäzen und Sammler ist er für den Bestand an Kunstwerken in Österreich ebenso bedeutend wie seine Bibliothek für die Bestände der österreichischen Nationalbibliothek“, führte in seinem Katalogvorwort Wissenschaftsminister Heinz Fischer aus.
„In seinem Werdegang zeigt sich einmal mehr, daß es das Habsburgerreich verstanden hat, auch für Persönlichkeiten außerhalb des Reichsgebietes Anziehungspunkt zu sein. Zudem ist Prinz Eugen eine in seinem Wirken und in seiner Ausstrahlung universelle Erscheinung, wie sie die heutige Zeit nicht mehr kennt“, schrieb Landeshauptmann Siegfried Ludwig über den Feldherrn und Staatsmann.
In Schlosshof und Niederweiden veranstaltete der Marchfelder Schlösserverein unter seinem Gründungspräsidenten Werner Fasslabend in den Jahren nach 1986 weitere Ausstellungen, die von bis zu 150.000 Menschen jährlich besucht wurden.