Adel im Wandel - Politik, Kultur, Konfession 1500 - 1700
Niederösterreichische Landesausstellung 1990
Adel im Wandel - Politik, Kultur, Konfession 1500 - 1700
Niederösterreichische Landesausstellung 1990Schloss Rosenburg
12. Mai bis 28. Oktober 1990
361.828 Besucherinnen und Besucher
Wissenschaftliche Ausstellungsleitung:
Herbert Knittler
Ausstellungsgestaltung:
Burkhardt Rukschcio
Grafik:
Erwin Moser
Das Thema dieser Landesausstellung entsprach einer mehrfachen Zielsetzung. Einerseits wurden am Beispiel des niederösterreichischen Adels sozialgeschichtliche Fragestellungen wie jene nach Lebensformen, Sachkultur und Verhaltensweisen in den Vordergrund gestellt, die bisher vielfach gegenüber kunsthistorischen und dynastiegeschichtlichen Darstellungsinhalten nicht so im Blickpunkt des Interesses gestanden waren. Andererseits galt es, die ökonomischen und politischen Verhältnisse im Zeitraum zwischen 1500 und 1700 in ihren Grundlinien darzustellen.
Etwa ab 1570 verstärkte sich in den habsburgischen Ländern die Auseinandersetzung zwischen den adeligen Ständen und dem Landesfürstentum um dessen Souveränitätsanspruch. Der Polarisierung von Loyalität gegenüber dem Fürstenhaus unter der Beharrung auf den angestammten ständischen Freiheiten entsprach der Gegensatz zwischen den Konfessionen, der katholischen des Fürsten und seiner Umgebung und der evangelischen des Großteils des Adels.
„Die Entscheidung in dem mehrere Jahrzehnte andauernden Ringen fiel letztlich zugunsten des Herrschers“, stellte Ausstellungskurator Herbert Knittler fest. „Doch war die Niederlage des Adels keine totale. Seine Teilhabe an der Herrschaft blieb erhalten, wenn auch in veränderter Form. Partizipation verband sich mit Anpassung: das Arrangieren mit dem neuen System bot indes neue Möglichkeiten – nicht nur für die traditionell Mächtigen des Landes, sondern auch für zahlreiche Aufsteiger“ (Knittler).
Die Bandbreite der in der Ausstellung behandelten Themen war groß. Womit verdienten niederösterreichische Adelige zum Beispiel ihr Geld? „Bierbrauerei, Schafzucht und Teiche machten die Adeligen zwar nicht so reich wie in Böhmen, doch schufen sie eine flexiblere Einkommensstruktur der bis dahin vorwiegend von den Untertanenrenten lebenden Herren“, so Kurator Knittler.
Die Ausstellung war auf 26 Räume der Rosenburg aufgeteilt. Die 850 Exponate von 200 Leihgebern nahmen Bezug auf die Lebenswelt des Adels von der Gestaltung des Wohnbereichs bis zur Bekleidung und zur Ernährung sowie auf den adeligen Lebenslauf von der Geburt über Kindheit, Erziehung und Heirat bis zum Tod.
Die Rosenburg wurde für die Schau völlig renoviert (Kosten: zwölf Millionen Schilling bzw. etwa 870.000 Euro) und war damit nicht nur der Schauplatz der Landesausstellung, sondern auch selbst ein Exponat. Die Anlage wurde im 16. und 17. Jahrhundert mehrmals erweitert und zu einem eindrucksvollen Renaissancebau ausgestaltet. Die Rosenburg gehört zu den bedeutendsten Burganlagen in Österreich und verfügt europaweit über den größten vollständig erhaltenen Turnierhof.
Mehr als 360.000 Menschen sahen diese Landesausstellung, die ein „großer Publikumserfolg“ war, wie die Austria Presseagentur Ende Oktober 1990 berichtete. Laut Agenturmeldung dominierten bei den inländischen Besuchern die Niederösterreicher und die Wiener, während die meisten ausländischen Besucher aus Deutschland, Frankreich, England, Italien, Japan, USA und der ČSFR kamen.