Sein & Sinn, Burg & Mensch
Niederösterreichische Landesausstellung 2001
Sein & Sinn, Burg & Mensch
Niederösterreichische Landesausstellung 2001Schloss Ottenstein
Schloss Waldreichs
5. Mai bis 4. November 2001
192.947 Besucherinnen und Besucher
Wissenschaftliche Ausstellungsleitung:
Falko Daim
Ausstellungsgestaltung:
Carl Auböck
Ausstellungsgrafik:
Fuhrer visuelle gestaltung
Die an zwei Schauplätzen stattfindende Landesausstellung 2001 lud ins „mystische Waldviertel“ ein. In Schloss Ottenstein (Gemeinde Rastenfeld) wurde „Sein & Sinn“ gezeigt, im fünf Kilometer entfernten Schloss Waldreichs (Gemeinde Pölla) „Burg & Mensch“. Vier Jahre lang arbeitete ein Team unter Leitung des Historikers Falko Daim gemeinsam mit dem Architekten Carl Auböck an der Schau.
Daim bezeichnete die Landesausstellung als „Leistungsschau der geisteswissenschaftlichen Fakultät“. In Ottenstein, einem Burgenkomplex aus dem zwölften Jahrhundert, standen der archäologische Schatz bzw. das Kunstwerk im Zentrum. In den Vordergrund wurde dabei immer die menschliche Existenz gerückt: der Mensch als ein über sich selbst reflektierendes Wesen im Spiegel der Geschichte – von der Altsteinzeit bis in das frühe Mittelalter.
„Sein & Sinn“ sprach die zentralen Fragen des menschlichen Daseins an: die Fragen nach dem Wer, nach dem Warum, nach dem Wohin. Was ist der Mensch eigentlich? Seine Fähigkeit, zu verstehen und zu urteilen, seine Notwendigkeit, über sich selbst nachzudenken und sich selbst einen Platz in der Welt zuzuweisen, unterscheide ihn von anderen Lebewesen, Pflanzen und Tieren, erklärte Ausstellungsleiter Falko Daim.
„Freilich ist dieser Blickwinkel auf den Menschen nur einer von vielen möglichen, doch ein sehr wichtiger, zumal er gerade nicht besonders in Mode ist. Unsere Ausstellung ‚Sein und Sinn‘ versucht anhand von Fallbeispielen zu zeigen, wie sich der Mensch früher in seiner Welt eingerichtet hat. Dabei sind nicht die ‚praktischen‘, im modernen Sinn ‚rationalen‘ Lösungsansätze unser Thema, sondern Geist und Verstand, Phantasie und emotionale Intelligenz, mit der Unbegreifbares und (rein technisch) Unbewältigbares sehr wohl in den Griff zu bekommen ist“, schrieb Daim über die Ausstellung.
Auch in der Schau „Burg & Mensch“ in Schloss Waldreichs war die Absicht, ein wenig „hinter die Fassade“ zu blicken. Das Bild von der Burg im Wandel der Zeit war das zentrale Thema dieses Teils der Landesausstellung. Mit den gesellschaftlichen und technischen Veränderungen vom Spätmittelalter bis zur frühen Neuzeit änderten sich auch die adeligen Lebensansprüche, was zum Beispiel auch in den herrschaftlichen Gartenanlagen zum Ausdruck kam.
Seit dem Hochmittelalter hatte die Burg nicht nur praktische Funktionen wie Verteidigung und Verwaltung, sondern sie stand auch für positive Eigenschaften wie Schutz, Ordnung und Beständigkeit, verbunden mit der Vorstellung von Geheimnissen und Abenteuern.
In der Schau wurde ein Überblick über diese „Burgenbilder“ über die Jahrhunderte geboten: „Ein Kaleidoskop aus zeitgenössischen Darstellungen, Schriftquellen, archäologischen Funden, Architektur, Filmen, Interviews, Animationen und Spielen, das eines ganz deutlich macht: Die Wirklichkeit entsteht im Kopf“, meinte Falko Daim.